Hatte die Coronakrise schon im März vielen digitalen Angeboten Allzeithochs gebracht, so konnten führende Nutzwertseiten ihre Reichweitengewinne im April nochmals ausbauen. Eine besonders markante Entwicklung weisen die Kurvenzüge von Chip online und Computerbild.de auf (Grafik unten). Arbeit im Home Office und Unterricht via Homeschooling prägten vielfach den Alltag, sodass Ratschläge zur digitalen Vernetzung mehr denn je gefragt waren. Etwas überraschend erscheint, dass auch Autobild.de ein Allzeithoch erreichte. Trotz aktuell stark eingeschränkter Reise- und Ausflugsmöglichkeiten befassten sich rund 13 Millionen Bundesbürger mit Fragen der individuellen Mobilität. Chefkoch.de konnte gegenüber dem Vormonat nochmals zulegen und erzielte die höchste Frühjahrs-Reichweite aller Zeiten. Um ein generelles Allzeithoch handelt es sich in diesem Fall nicht, weil die saisonalen Spitzen in der Vorweihnachtszeit zuletzt noch etwas höher ausfielen.
Das Ranking der Top Twenty (Grafik unten) wird wie im Vormonat von den Nachrichtenseiten Focus online, Bild.de und Welt angeführt. Doch danach gibt es Bewegung: Chip online hat den Spiegel vom vierten Platz verdrängt. Chefkoch.de ist vom neunten auf den sechsten Rang vorgerückt – zu Lasten von Funke Medien NRW, Süddeutsche.de und Stern.de. Computerbild.de hat FAZ.NET und Zeit online überholt, Autobild.de die Berliner Morgenpost. All diese Positionsverschiebungen deuten auf eine gewisse Sättigung bei Pandemie-Nachrichten im April hin und auf einen weiter steigenden Bedarf beim digitalen Nutzwertjournalismus. Unmittelbaren persönlichen Nutzen erhoffen sich leidgeprüfte Börsianer von seriösen Finanz-Infos. So konnte jetzt Finanzen100 aus dem Hause Burda zum ersten Mal in die Spitzengruppe der zwanzig reichweitenstärksten Angebote vordringen.
Die prozentualen Veränderungen gegenüber dem Vormonat (Grafik unten) bestätigen, dass der Nutzwertjournalismus die exorbitant hohen März-Reichweiten noch ausbauen konnte – im Gegensatz zum Nachrichtenjournalismus. Aber keine Missverständnisse: Obwohl die Einbußen der Nachrichtenseiten zum Teil zweistellig ausfallen, werden die massiven Reichweitengewinne des Vormonats nirgendwo auch nur annähernd aufgezehrt. Die Nutzerzahlen bleiben angesichts der Pandemie auf einem historisch hohen Niveau.
Der Vergleich mit dem April 2019 (Grafik unten) zeigt, dass mit Ausnahme von Wetter.com alle Top-Twenty-Angebote zweistellig zugelegt haben. Die im Vorjahrsvergleich verhaltene Nachfrage nach Wetternachrichten erklärt sich natürlich aus dem Lockdown. Berliner Morgenpost und Finanzen100 ragen mit ihren spektakulären Wachstumsraten besonders heraus. Unter den überregional ausgerichteten Nachrichtenseiten haben FAZ.NET (+64,3 Prozent) und Süddeutsche.de (+62,9 Prozent) die Nase vorn.