Die AGOF gab vorgestern den Startschuss für die Veröffentlichung täglicher Online-Reichweiten. Jeden Vormittag stehen nun ab etwa 11 Uhr die digitalen Kennzahlen des Vortages auf der AGOF-Website zur Verfügung. Für Angebote aus den Vermarktungsportfolios der PZ-Verlage sind die täglichen, wöchentlichen und monatlichen Reichweitendaten ab sofort bei PZ Online auswertbar. Dass damit interessante neue Analysen möglich werden, sei im Folgenden beispielhaft gezeigt.
Viele Nutzwertangebote (aber nicht alle!) haben am Wochenende die meisten Besucher
Bei Nutzwertangeboten zeigen sich unterschiedliche Muster im Wochenrhythmus (Grafik unten). Chefkoch.de, Wetter.com und TV Spielfilm weisen signifikante Peaks der Nutzerzahlen am Wochenende auf. Der Sonntag rangiert dabei noch vor dem Samstag, am deutlichsten bei TV Spielfilm. Das ist plausibel: Am Wochenende haben Berufstätige am meisten Zeit, wobei ein Teil des Samstags oft noch durch Einkäufe oder Sportveranstaltungen belegt ist. Es versteht sich und wurde in diesem Blog schon einmal dargestellt, dass der Traffic vieler Nutzwertangebote zugleich ausgeprägte Saisonfiguren aufweist: So ist z.B. Wetter.com wegen vieler Outdoor-Aktivitäten von Mai bis Juli besonders stark gefragt, während Chefkoch.de im November und Dezember Spitzenwerte verzeichnet.
Ein spezielles Muster im Wochenverlauf zeigt die Website Jameda, „Deutschlands größte Arztempfehlung“. Patienten können auf der Seite Ärzte suchen und bewerten, Ärzte können sich vorstellen und eine Terminbuchung online ermöglichen. Jameda weist an den Wochenenden die niedrigste Besucherzahl auf, während die Spitzenwerte am Montag erreicht werden.
Am Beispiel PC Welt zeigt sich, dass es auch Angebote gibt, die im Wochenverlauf eine ziemlich gleichmäßige Nutzerzahl anziehen. Ein anderes Beispiel (in der Grafik nicht enthalten) ist Autobild.de.
Nachrichtenseiten haben am Wochenende unterdurchschnittliche Besucherzahlen – normalerweise
Was führende Nachrichtenseiten angeht, ist ein Blick auf den September interessant, den Monat der Bundestagswahl (Grafik unten). Während manches reichweitenstarke Nutzwertangebot – wie oben gesehen – am Wochenende die meisten Besucher begrüßen kann, haben die Nachrichtenseiten normalerweise von Montag bis Freitag mehr Nutzer als Samstag/Sonntag. Der Samstag ist besonders besuchsschwach, wie die Daten für Bild.de, Spiegel online und Focus online zeigen. Entsprechende Muster sind auch bei anderen Nachrichtenseiten zu beobachten. Vielfach werden die News eben werktags vom Büro aus verfolgt. Und das Wochenende ist politisch nachrichtenarm. Da schaltet auch der Politikbetrieb einen Gang ´runter – sofern nicht gerade gewählt oder sondiert wird.
Am 24. September, dem Tag der Bundestagswahl lagen die Nutzerzahlen weit über dem Durchschnitt, wobei der meiste Traffic abends nach Schließung der Wahllokale angefallen sein dürfte. Bild.de und Spiegel online konnten dann am Montag mit Analysen zur Wahl den Sonntagswert noch einmal toppen. Spiegel online gelang an diesem Tag mit 5,17 Millionen Besuchern sogar das Kunststück, Bild.de mit 5,04 Millionen knapp hinter sich zu lassen. Bild.de erreichte seine höchste September-Reichweite mit 5,42 Millionen Unique Usern am Donnerstag nach dem Wahlsonntag. Ein aufmerksamkeitsstarker Aufmacher zitierte die SPD-Ministerin Andrea Nahles mit dem kernigen Ausspruch „Ab morgen kriegen CDU/CSU in die Fresse“. Das war zum Glück eher metaphorisch als wörtlich gemeint.