Gute Titel und starke Cover verkaufen Hefte. Das ist fast schon eine Binse. Welche Zutaten braucht man aber für einen verkaufsstarkes Cover? Welche Rolle spielt Aktualität? Welche Emotionalität? Das zeigt jetzt eine neue Analyse-Serie von PZ-Online, beginnend am Beispiel des Spiegels.
Die folgende Grafik zeigt die Spiegel-Cover, die in den Jahren 2015 bis 2017 jeweils die Medaillenränge belegen. Arbeiten des kubanisch-amerikanischen Illustrators Edel Rodriguez holten gleich zweimal Gold. Beide Male ging es um den US-Präsidenten. „Das Ende der Welt (wie wir sie kennen)“ lautete nach der Wahl im November 2016 die Zeile unter dem stilisierten Trump-Kopf, der wie ein riesiger Feuerball auf die Erde zuraste. Zur Amtseinführung im Januar 2017 zeigte das Magazin den Präsidenten mit seinem Slogan „America First“ bei der symbolischen Enthauptung der Freiheitsstatue. Auch 2015 verbuchte ein Januarheft den größten Erfolg: „Anschlag auf die Freiheit“ titelte die Redaktion nach der mörderischen Terrorattacke auf die Charlie-Hebdo-Redaktion in Paris.
Überhaupt: Wochenaktualität und Emotionalität waren Ingredienzien für die Mehrheit der erfolgreichen Titelgeschichten: Der Todesflug der Germanwings-Maschine, bei dem der Copilot 149 Passagiere mit in den Tod riss, belegte 2015 den zweiten Platz. 2016 landete die Kölner Silvesternacht auf dem dritten Rang.
Zwei Bestseller aus dem Jahr 2017 dürften dagegen eher monats- als wochenaktuell gewesen sein: Auf den zweiten Platz kam „Kampf um einen Toten“, die Titelgeschichte, die sich mit Streitigkeiten über Helmut Kohls politischen Nachlass befasste. Markus Feldenkirchens Reportage über den Wahlkämpfer Martin Schulz erschien als Titelgeschichte nach der Bundestagswahl und wurde später mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet.
Klar, der Spiegel ist ein News Magazine. Doch immerhin schafften es auch zwei Nutzwertstücke aufs Treppchen: Heft 8/2016 holte Silber mit dem Titelthema „Ohne Zins und Verstand“. Hier erfuhren die Deutschen, warum sie „ihr Geld falsch anlegen und wie sie es vermehren können“. Und die Bronzemedaille des Jahres 2015 ging an die Titelgeschichte „Schnell im Kopf“. Dabei ging es um neuere Erkenntnisse der Hirnforschung, denen zufolge körperliche Bewegung die geistige Frische fördert.
Ein Fazit? Am Kiosk funktionierten zuletzt vor allem aktuelle, die Republik bewegende Themen – so wie man es bei einem Nachrichtenmagazin erwartet. Doch klug gewählte Themen mit Ratgeberdimension hatten in nachrichtenärmeren Phasen gute Chancen.