Weiterhin gilt, dass die Coronakrise das übliche Saisonmuster der Werbung modifiziert: Das Sommerloch fiel diesmal schon ins Frühjahr, d.h. in die Phase des Lockdowns (Grafik unten). In den Sommermonaten Juli und August lagen dann jedoch die Umsätze der Top 30 ungefähr auf Vorjahrsniveau. Im September fiel das Minus zwar ein wenig größer als im Hochsommer aus, doch insgesamt brachte das dritte Quartal – ähnlich wie das erste – eine relative Stabilität.
Das zweite Quartal war allerdings desaströs, sodass auch in der Neun-Monats-Bilanz die Minuszeichen klar dominieren (Tabelle unten). Der Stern führt die Kiosk-Titel nach Bruttowerbeumsatz an, obwohl gut ein Zehntel der Werbeeinnahmen in der Kasse fehlt. Übertroffen wird das G+J-Flaggschiff vom TV-Supplement Prisma – wenn man denn dessen vier Regionalausgaben zusammenzählt (vgl. Fußnote). Hinter dem Stern rangiert rtv Plus, die zweite TV-Beilage. Die unterschiedlichen Veränderungsraten – rtv Plus verliert kräftig, Prisma nur leicht – haben nicht zuletzt mit Auflagenverschiebungen zu tun. Bei den frei verkäuflichen Titeln hat sich Bild am Sonntag dank eines Zuwachses um gut sieben Prozent vor den Spiegel geschoben, der aber immerhin das Vorjahrsniveau ungefähr behaupten kann. BamS und Spiegel trennt nur rund eine Million Euro Bruttoumsatz, sodass im Schlussquartal noch ein spannendes Rennen zu erwarten ist. Unter den Top 30 weisen die Apotheken Umschau A und TV Movie mit jeweils gut einem Fünftel die höchsten Wachstumsraten auf. Unterhalb der Top 30 zählen Titel wie Landlust (+10,7 Prozent, Rangplatz 37), Mein schöner Garten (+13,4 Prozent, Rangplatz 61), Happinez (+34,2 Prozent, Rangplatz 96) und Euro am Sonntag (+14,2 Prozent, Rangplatz 103) zu Gewinnern der Coronakrise.
Blickt man auf den Einzelmonat September (Grafik unten), so liegt Bild am Sonntag knapp vor dem Stern. Dass Brigitte auf dem dritten und Freundin auf dem sechsten Platz vor Wochentiteln wie Zeit, Spiegel und Bunte rangieren, hängt mit der Werbung für die Herbstkollektionen der Modehäuser zusammen. In manchen Jahren hat Brigitte allerdings das September-Ranking sogar angeführt.
Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Veränderungen zum Vorjahr (Grafik unten) eine unterschiedliche Performance bei den 14-täglichen Frauenmagazinen: Einem spürbaren Verlust bei Brigitte stehen Gewinne von rund 28 Prozent bei Freundin und 84 Prozent bei Für Sie gegenüber. Gegensätzliche Entwicklungen gibt es auch innerhalb anderer Segmente, so bei Nachrichtenmagazinen, Fernsehzeitschriften und bei der Motorpresse. Besonders hohe Zuwachsraten verzeichnen die Südausgabe von Prisma, die beiden Ausgaben der Apotheken Umschau, Landlust und Bild am Sonntag.