Die neue Pressemedientranche der Media Analyse (ma) weist Reichweiten für 151 Zeitschriften und Wochenzeitungen aus sowie für zwei Zeitungs-Supplements. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung sind die Leserzahlen bei vielen Titeln ebenso abwärtsgerichtet wie die Auflagendaten. Das ist plausibel. Die neuen Reichweitendaten den jüngsten Quartalsauflagen gegenüberzustellen, ist allerdings methodisch unsinnig – schon deshalb, weil es sich um unterschiedliche Erhebungszeiträume handelt. Die Befragungswellen der neuen ma fallen in die Zeit vom 7.3.2021 bis 12.2.2022. Sie schließen also das letzte IVW-Quartal aus.
Das Ranking der 30 in der Bevölkerung meistgelesenen Titel wird von Prisma angeführt (Grafik unten). Das TV-Supplement zieht mit 6,63 Millionen Lesern pro Ausgabe erstmals an Bild am Sonntag vorbei. Es kann – anders als die Sonntagszeitung – ein kleines Plus gegenüber der Vorstudie verbuchen. Der Spiegel profiliert sich als meistgelesene Zeitschrift mit einem hauchdünnen Vorsprung vor TV Movie. Bei den relativen Veränderungen gegenüber der Vorstudie ragt Brigitte positiv heraus, während Computer Bild die höchste Minusrate unter den Top 30 aufweist. Dabei ist zu bedenken, dass Computer Bild, ebenso wie Chip, im Zuge der Pandemie viele neue Leser gewann, die rasch ihre IT-Kenntnisse ausbauen mussten. Das wird inzwischen vielfach gelungen sein, sodass weitere Lektüre entbehrlich erscheint. Ungeachtet dessen haben aber beide Computerzeitschriften weiterhin mehr Leser als vor dem ersten Lockdown von 2020.
In der Männer-Zielgruppe führen Bild am Sonntag und Spiegel das Ranking an (Grafik unten). Beide erreichen ungefähr doppelt so viele Männer wie Frauen. Prisma landet hier nur auf dem dritten Platz, knapp vor Sport Bild, einem Titel, der in der Frauen-Zielgruppe nur Platz 115 belegt. Tendenziell bestätigt die ma, was Steffen de Sombre kürzlich in seiner Präsentation auf AWA-Basis feststellte: Es gibt “kaum eine Angleichung der Männer- und Frauenwelten”.
Die Nachrichtenmagazine Spiegel und Focus gewinnen männliche Leser hinzu, während meinungsbildende Titel wie Zeit und Stern Leser einbüßen. TV Hören und Sehen verbucht mit knapp 12 Prozent die höchste Zuwachsrate unter den Top 30 und kann so eine Delle aus der Vorstudie zum Teil wieder ausbügeln.
Bei den Frauen – die statistisch das lineare Fernsehen mehr als Männer nutzen – erzielt das TV-Supplement Prisma die höchste Reichweite (Grafik unten). Dahinter folgen mit Bild der Frau und Bunte zwei Zeitschriften, die in der Männer-Zielgruppen nicht den Sprung in die Top 30 schaffen. Bunte liegt allerdings nahezu gleichauf mit TV Movie. Überhaupt sind Bunte auf dem dritten und BamS auf dem neunten Platz durch gerade mal 250.000 Leserinnen getrennt.
Die Hälfte der Titel in den Top 30 kann gegenüber der Vorstudie an Reichweite zulegen (bei den Männern sind es nur fünf Titel). Spektakulär ist das Reichweitenplus der Brigitte um rund 21 Prozent, dem zweistellige Verluste bei Freundin und Für Sie gegenüberstehen. Neben tatsächlichen Marktbewegungen sowie statistischen Schwankungsbreiten, die es in der empirischen Sozialforschung nun einmal gibt, können auch Verwechselungen auf Seiten von Befragten manchmal eine Rolle spielen. Auffällig ist es schon, dass die 14-tägliche Brigitte 320.000 Leserinnen hinzugewinnt, während die monatliche Verlagsschwester Brigitte Woman (Platz 75 des Rankings) 160.000 Leserinnen abgibt.