Die Verkaufsauflagen der meisten Zeitschriften fallen erwartungsgemäß im 3. Quartal niedriger aus als ein Jahr zuvor. Neben dem schon länger wirksamen Trend zur Digitalisierung trägt die Coronakrise zu sinkenden Auflagen bei – wenngleich es auch Segmente gibt, die von der Pandemie beflügelt werden. Der aktuelle Rückgang der Printauflagen ist durch ein neues spezielles Phänomen gekennzeichnet: Die landläufig als “weich” bezeichneten Auflagensparten – also Bord, Lesezirkel und sonstiger Verkauf – schrumpfen überproportional. Während nämlich Covid-19 die Distributionskanäle dieser Sparten weitgehend zusperrt, laufen Abonnement und Einzelverkauf weiter. Mit der Folge, dass die Verkaufsauflagen insgesamt härter werden.
Blickt man auf die dreißig auflagenstärksten frei verkäuflichen Titel (Tabelle unten), so stellt man fest, dass dies bei zwei Dritteln der Fall ist. Der Gesamtverkauf geht bei diesen Titeln stärker zurück als die Summe aus Abo und EV. Einige Titel härten die Auflage besonders auffällig: Beim Stern sinken Abo/EV um rund zehn Prozentpunkte weniger als der Gesamtverkauf, bei Spiegel und Brigitte um je neun Punkte, bei Bunte um sieben Punkte. Annähernd stabil ist die harte Auflage allerdings nur beim Spiegel.
Angeführt wird das Ranking der meistverkauften Zeitschriften wie bisher von TV-Titeln, allen voran TV14, TV Digital und Hörzu. NurTV plus, im Vorquartal noch auf dem sechsten Platz, ist dank relativ stabiler Marktlage weiter auf Platz vier vorgerückt. TV pur auf Platz 12 und TV für mich auf Platz 18 können die Auflage annähernd halten oder leicht ausbauen. Zwei Titel unter den Top 30 – Glamour und Landidee – steigern die Verkaufsauflage spektakulär – um rund die Hälfte im einen, um ein Fünftel im anderen Fall.
Glamour und Landidee liegen denn auch ganz vorn im Ranking der Zeitschriften nach absolutem Auflagenwachstum. Das Wachstum von Glamour stammt aus dem EV und hat vor allem damit zu tun, dass im September die Ausgabe mit den Gutschein-Codes für die Glamour Shopping Week in den Handel kam. Das Wachstum von Landidee resultiert ebenfalls primär aus dem EV, dürfte aber dem Trend zum Rückzug ins Grüne zu danken sein, den die Pandemie ausgelöst hat. Von diesem Trend profitieren weitere Land- und Gartenmagazine, allen voran Mein schönes Land und Gartenidee, aber auch zum Beispiel Lisa Blumen und Pflanzen sowie Gartenspaß.
Die Coronakrise hat auch die Geldanlage verändert. Angesichts von Null- oder Negativzinsen beim Tagesgeld haben sich viele Jüngere von den Turbulenzen an den Börsen zum Einstieg in Aktien, Anleihen oder Fonds ermuntern lassen. Das kommt den einschlägigen digitalen Angeboten zugute, aber auch manchen Printprodukten: Wirtschaftswoche, Der Aktionär und Börse online platzieren sich unter den dreißig wachstumsstärksten Zeitschriften.
Viele Zeitschriften für Kinder erfreuten sich auch vor Corona schon eines kräftigen Auflagenwachstums. Nach dem absoluten Wachstum liegt aktuell Die Eiskönigin an der Spitze, gefolgt von Playmobil Pink, PJ Masks und Lego Ninjago.
