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Chart der Woche: Führen hohe Copypreise zu vielen Mitlesern?

Copypreise und LpE-Werte  sind positiv korreliert, wie die Grafik zeigt. Das bedeutet: Je höher der Copypreis einer Zeitschrift, desto mehr Leser sammelt – unter sonst gleichen Umständen – das einzelne Exemplar dieser Zeitschrift ein. Das ist ja auch einfach zu erklären: Je höher die Geldausgabe war, desto geringer fällt – wiederum: unter sonst gleichen Umständen – die Neigung aus, ein Magazin nach dem Lesen achtlos wegzuwerfen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, es außerhalb des Haushalts weiterzugeben, an Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen.

Möglicherweise hat dieser Zusammenhang im Zeitverlauf an Bedeutung gewonnen. Viele Zeitschriften haben nämlich im letzten Jahrzehnt die Copypreise (und parallel meistens die Abo-Preise) stark angehoben – stärker als es zum Ausgleich der allgemeinen Preissteigerung nötig gewesen wäre. So konnten viele Verlage zumindest zeitweise Einbußen im Anzeigengeschäft durch Vertriebserlöse kompensieren.

Für die Grafik wurden die Leserzahlen der jüngsten Media-Analyse (ma 2016-II) in Beziehung gesetzt zur verbreiteten Inlandsauflage einer Zeitschrift im Durchschnitt des Jahres 2015. Auf diese Weise wird in etwa der Zeitverzögerung Rechnung getragen, mit der veröffentlichte Reichweiten auf Veränderungen der Auflage reagieren können.

Die eingangs verwendete ceteris-paribus-Klausel „unter sonst gleichen Umständen“ ist nun allerdings wichtig. Sie schränkt die Aussage über den Zusammenhang zwischen Copypreis und LpE-Wert stark ein. Vielfach sind eben „die Umstände“ nicht gleich. Man sieht an der Grafik ja auch, dass die Korrelation nicht sonderlich eng ausfällt. Weitere Einflussfaktoren spielen also eine Rolle.

Da ist zunächst das redaktionelle Konzept: Je breiter das Themenspektrum und die Zielgruppe einer Zeitschrift sind, desto eher finden sich interessierte Mit- und Folgeleser, innerhalb wie außerhalb des eigenen Haushalts. So ist zum Beispiel die Wirtschaftswoche teurer als Bunte. Pro Exemplar kann dennoch das People Magazine verständlicherweise mehr Leser einsammeln als das Wirtschaftsmagazin.

Eine Besonderheit ist bei Programmzeitschriften zu bedenken: Sie sind zwar potenziell für fast alle Menschen interessant, weil nahezu jeder fernsieht. Um ihre Kernfunktion erfüllen zu können – die Information über das tägliche TV-Programm – müssen sie aber während des gesamten Erscheinungsintervalls im Erstkäuferhaushalt verbleiben. Danach bleibt nur der Mantelteil als Lesestoff für Interessenten außerhalb des Haushalts übrig. So hat die Haushaltsgröße bei Programmzeitschriften zuweilen mehr Einfluss auf den LpE-Wert als der Copypreis.

Haushaltsgrößen sind auch in anderen Zeitschriftensegmenten wichtige Einflussfaktoren. Zum Beispiel wird der Playboy mehr als jede andere Zeitschrift von Singles gelesen (40 Prozent), zumeist wohl von männlichen. Wöchentliche Frauenzeitschriften wie Das Neue Blatt und Das Goldene Blatt haben hohe Anteile (35 bzw. 34 Prozent) alleinlebender Frauen in ihrem Publikum. In großen Haushalten findet man neben Jugendzeitschriften wie Bravo und Popcorn insbesondere die Elternzeitschriften. In welchem Maße hier allerdings der Lesestoff zwischen den Generationen ausgetauscht wird, ist ungewiss.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor für den LpE-Wert ist die Auflagenstruktur. Exemplare die über den Lesezirkel in öffentliche Auslagen gelangen, sammeln viele Leser ein. Titel mit hohen Lesezirkelanteilen wie beispielsweise Öko-Test Magazin (45 Prozent) erreichen naturgemäß recht hohe LpE-Werte. In absoluter Rechnung stehen Stern, Bunte und Brigitte mit hohen sechsstelligen Lesezirkelauflagen (und Anteilswerten von 23 / 27 / 20 Prozent) an der Spitze. Dass der Stern im Vergleich zum Spiegel einen etwas höheren LpE-Wert trotz des niedrigeren Copypreises hat, erstaunt also nicht – zumal der Stern ja auch redaktionell etwas breiter konzipiert ist und zumal mancher Spiegel-Abonnent die Ausgaben sammelt statt weitergibt.

2018-01-16T11:50:32+01:00 November 9th, 2016|Insights|0 Comments