Beim Blick auf die Zeitschriften, die ihre Verkaufsauflage im 4. Quartal steigern konnten (Grafik unten), stellt man fest: Die Printgewinner repräsentieren zumeist diejenigen Themenfelder, die ausweislich der agof-Reichweiten auch im Digitalen infolge der Coronakrise stärker nachgefragt werden:
- Das Virus hat eine neue Häuslichkeit erzwungen, sodass viele Zeitschriften mit Themen rund um Haus, Hof und Garten Auflage hinzugewinnen können. Das betrifft die ersten vier des Rankings sowie fünf weitere Titel: Lisa Wohnen & Dekorieren, Gartenspaß, Lisa Kochen & Backen, Architektur & Wohnen, Selbst ist der Mann.
- Der Bewegungsmangel im Homeoffice, kombiniert mit dem Abstandsgebot, fördert den Einzelsport. Zu den Auflagengewinnern zählen Spezialtitel wie Pferd & Co, Bike und Bergsteiger.
- Die pandemiebedingte Volatilität der Aktienkurse stimuliert in Kombination mit dem Trend zu Negativzinsen die Nachfrage nach Aktien und Fonds. Der Aktionär und Börse online profitieren von der neuen Aktienkultur.
Hinzu kommt die angesichts vielfach geschlossener Kitas besonders dringend benötigte Lektüre für die Kleinen, etwa aus GEO mini, Playmobil Pink, Disney Prinzessin, Löwenzahn und Die Eiskönigin.
Während also vielfach kleinere Spezialtitel Wachstum verzeichnen, überwiegen bei den Top 30 nach Verkaufsauflage die Minuszeichen (Tabelle unten). Landlust ist allerdings eine spektakuläre Ausnahme: Mit einem Plus von gut sieben Prozent rückt das Magazin auf den dritten Platz des Rankings vor, mehrere TV-Zeitschriften hinter sich lassend. Daneben können nach Gesamtauflage unter den Top 30 nur noch TV für mich (+1,1 Prozent) sowie Auto Motor und Sport (+3,4 Prozent) zulegen.
Beachtenswert sind wiederum spezielle Corona-Effekte: Auflagensparten, die oft als “weich” bezeichnet werden (vor allem Bord und sonstiger Verkauf) schrumpfen bei vielen Titeln überproportional. Hier sind die Distributionswege durch die Pandemie weitgehend blockiert, während Abo und EV weiterlaufen. Auf diese Weise wird bei manchen Titeln die Auflage “härter”. Zum Beispiel sinkt die Verkaufsauflage von Brigitte um 12 Prozent, die Summe aus Abo und EV aber nur um knapp zwei Prozent. Bunte verliert insgesamt 17 Prozent, aber nur rund sieben Prozent der “harten” Auflage. Beim Spiegel gibt es sogar einen Vorzeichenwechsel: Während die Verkaufsauflage um rund sechs Prozent sinkt, wachsen Abo/EV um drei Prozent. Der Münchener Wettbewerber muss im Vorjahrsvergleich den fast vollständigen Verlust der Bordauflage hinnehmen; Focus fällt auf diese Weise mit einem Verkaufs-Minus von rund 28 Prozent auf Platz 35 zurück. Doch das Minus bei Abo/EV fällt mit gut fünf Prozent relativ glimpflich aus.