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Vertrauen in die Presse steigt gegen Vorjahr – auch bei den Jungen

Einen überraschend starken Anstieg des Vertrauens in die deutsche Presse zeigen die jüngsten Daten aus dem Eurobarometer, einer Untersuchungsreihe der Europäischen Kommission. Nach der im November 2016 durchgeführten repräsentativen Umfrage bekunden 56 Prozent der Bevölkerung Vertrauen in die Presse, 39 Prozent haben kein Vertrauen, fünf Prozent antworten mit „weiß nicht“. Damit erreicht das Vertrauen aktuell den höchsten Wert seit dem Jahr 2000, in dem die Frage erstmals gestellt wurde (Grafik unten). Gegenüber dem Vorjahr stieg die Vertrauensquote glatt um zehn Prozentpunkte.

Wie die Grafik zeigt, lag das Vertrauen 2015 recht deutlich unterhalb des längerfristigen Trends, während es jetzt Ende 2016 darüber lag. Würde man den Tiefstwert aus dem Jahr 2000 und den Höchstwert von 2016 als „Ausreißer“ deklarieren und aus der Zeitreihe eliminieren, so ergäbe sich immer noch ein Trendanstieg, wenn auch nur ein leichter.

Wie lässt sich der starke Vertrauenszuwachs erklären?

Kim Otto und Andreas Köhler von der Universität Würzburg haben sich neben den globalen Werten die Ergebnisse für Teilzielgruppen angeschaut, sowohl für die Presse, als auch für Radio und Fernsehen. Auch die anderen Medien konnten gegen Vorjahr höhere Werte erreichen. Die beiden Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass die Medien „in vielen spezifischen Gruppen Vertrauen zurückgewonnen“ haben, „insbesondere bei jüngeren Menschen, bei Befragten aus den neuen Bundesländern und bei Befragten links und rechts der Mitte des politischen Spektrums“. In dieses Bild passt, dass auch die politischen Institutionen wieder mehr Vertrauen als ein Jahr zuvor genießen. So stieg zum Beispiel laut Eurobarometer der Anteil der Menschen, die dem Bundestag vertrauen, von 42 Prozent im Jahr 2015 auf 55 Prozent 2016.

Die genauen Befragungszeitpunkte sind wichtig. Die Befragungen zum deutschen Medienteil des Eurobarometers, durchgeführt von TNS Infratest, fanden jeweils in der ersten Novemberhälfte statt. Im November 2015 hatte der Streit über die Flüchtlingskrise einen Höhepunkt erreicht; am 13. jenes Monats erschütterten die Terroranschläge von Paris ganz Europa. Ein Jahr später hatte sich die Flüchtlingskrise entspannt. An ihrer Stelle erregte der am 8. November 2016 gewählte US-Präsident die Gemüter. Dessen Verbalattacken gegen die Presse verdeutlichten vielen Menschen die Bedeutung einer unabhängigen „vierten Gewalt“.

Studie „Generation What“ zeigt ein düsteres Bild – vielleicht ein zu düsteres

Bemerkenswert ist, dass das Vertrauen 2016 gegenüber dem Vorjahr in allen Altersgruppen stieg (Grafik unten). Unter den jüngeren Millenials, den 15- bis 24-Jährigen, vertrauen 59 Prozent der Presse, unter den 25- bis 34-Jährigen ist es immerhin jeder Zweite. Auf ähnliche Werte kommen laut Eurobarometer auch TV und Radio. Damit zeichnet die EU-Studie ein freundlicheres Bild als die zeitgleich veröffentlichte Online-Umfrage „Generation What“. „Junge Leute“, schreibt Meedia unter Berufung auf diese Umfrage, „haben kaum Vertrauen in Medien und Institutionen“.

„Generation What“, in Deutschland vor allem von öffentlich-rechtlichen Sendern getragen, erfragt das Medienvertrauen mit einer 4-er Skala und kommt zu dem Ergebnis, dass lediglich 31 Prozent der 18- bis 34-Jährigen in Deutschland den Medien „eher“ oder „völlig“ trauen. Hinter diesen Zahlen steht eine sehr hohe Teilnehmerzahl, doch die Teilnehmer selektieren sich im Internet selbst, was trotz einer nachträglichen Gewichtung zu Verzerrungen führen könnte.

Bei alledem ist selbstverständlich zu bedenken, dass Aussagen über “die Medien” und “die Presse” recht pauschal sind. Die jüngsten Daten aus dem GPRA-Vertrauensindex deuten ebenfalls auf einen Vertrauensgewinn etablierter Medien im Zeitverlauf hin. In diesem Fall werden jedoch einzelne Pressetitel verglichen, und die Spannweite der Vertrauensquoten beträgt über sechzig Prozentpunkte.

2018-01-15T09:17:58+01:00 April 7th, 2017|Markt-News|0 Comments