Der Ausbruch der Pandemie führte allen Nachrichtenseiten zusätzliche Nutzer zu – so auch den digitalen Angeboten der überregional ausgerichteten Abo-Zeitungsmarken (Grafik unten). Zwischen Februar und März stieg die Zahl der Unique User in allen Fällen deutlich an. Nach dem Peak im März bildeten sich die Reichweiten sukzessive zurück. Dabei zeigt sich jedoch ein auffälliger Unterschied: Bei Welt und Süddeutsche.de fällt die Reichweite im Juni ungefähr auf das Vor-Corona-Niveau des Monats Februar. Bei FAZ.NET und Handelsblatt.com dagegen – bei den beiden Marken, die besonders für ökonomische Expertise stehen – bleibt die Reichweite klar oberhalb des früheren Niveaus. Auch gegenüber dem Juni 2019 weisen diese beiden Marken das stärkere Wachstum auf. Diverse kleinere Wirtschafts- und Finanzangebote, die nicht unter den Top Twenty rangieren, weisen noch deutlich höhere Wachstumsraten auf als Handelsblatt.com und FAZ.NET. Dazu später mehr.
Die Entwicklung ist plausibel: Nun, da das Virus beherrschbar erscheint – jedenfalls hierzulande -, rücken Fragen nach den wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen in den Mittelpunkt. In diese Richtung weist auch die Entwicklung der IVW-Visits.
Das Ranking der reichweitenstärksten Angebote im Portfolio der PZ-Verlage (Grafik unten) wird wie im Vormonat von Focus online, Bild.de, Welt und Spiegel angeführt. Hinter diesen Nachrichtenseiten folgen wie gehabt zwei Nutzwertangebote: Chip online fürs Computern, Chefkoch.de fürs Kochen. Erst auf dem neunten Platz gibt es eine Veränderung zum Vormonat: Wetter.com rückt zur Sonnenwende zwei Plätze vor. Dahinter tauschen Zeit online und Computerbild.de die Plätze. Die Berliner Morgenpost fällt ans Ende der Top Twenty zurück, Handelsblatt.com rückt einen Platz vor.
Gegenüber dem Vormonat ist die Reichweite bei fast allen Angeboten rückläufig (Grafik unten). Die Entwicklung lässt sich teils als weiterer Schritt zur Normalisierung nach dem coronabedingten Reichweitenanstieg deuten, teils als Saisoneffekt. Schließlich haben in manchen Bundesländern die Sommerferien im Juni schon begonnen. Unter den Top Twenty weist allein Zeit Online ein kleines Plus auf. Handelsblatt.com und Wetter.com liegen bei leichten Rückgängen annähernd stabil im Markt.
Gegenüber dem Vorjahr legen die meisten Angebote zu (Grafik unten). Die stärksten relativen Zuwächse innerhalb der Spitzengruppe verbuchen Handelsblatt.com mit rund 49 Prozent und FAZ.NET mit 35 Prozent. Viel Bewegung gibt es aber auch unterhalb der Top Twenty: Finanzen.net verfehlt auf Platz 22 knapp den Sprung in die Spitzengruppe. Die Seite verzeichnet 6,7 Millionen Nutzer – 77 Prozent mehr als im Vorjahr. Finanzen 100 auf Platz 28 wächst um 58 Prozent auf 5,4 Millionen. Die Wirtschaftswoche steigert ihre Reichweite um 71 Prozent und landet mit 3,9 Millionen Nutzern auf Platz 37. Manager Magazin Online belegt Platz 39, mit einer Wachstumsrate von 50 Prozent und 3,6 Millionen Nutzern. Boerse-online.de auf Platz 49 legt spektakulär um 129 Prozent zu und kommt auf 2,1 Millionen Nutzer. Boerse.de belegt Platz 61 und wächst sogar um 134 Prozent auf 1,2 Millionen Unique User. Gleich dahinter auf Platz 62 liegt Capital.de mit einem Zuwachs um 90 Prozent und ebenfalls rund 1,2 Millionen Nutzern.
Es bleibt abzuwarten, ob die Coronakrise durch die von ihr ausgelösten Rekordschwankungen an den Börsen das Interesse an Wirtschaft und Finanzen dauerhaft erhöht. Möglich ist das durchaus, denn wie die Banken berichten, haben viele Bundesbürger in den letzten Monaten erstmals Wertpapierdepots angelegt.
Dass die Pandemie der Digitalisierung einen zusätzlichen Schub gibt, bezweifelt kaum jemand. Dafür spricht nicht zuletzt auch das zweistellige Nutzerwachstum bei Chip online (27 Prozent) und Computerbild.de (20 Prozent).