Das Virus ist nicht verschwunden, doch der Alltag normalisiert sich sukzessive ein wenig – und die Mediennutzung auch. Im Juni erzielten die PZ-Verlage mit ihren digitalen Angeboten rund 2,79 Milliarden Visits. Das waren 251 Millionen oder zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Auf den einzelnen Tag entfielen im Juni 93 Millionen Besuche. Damit bildete sich der Corona-Peak insgesamt weiter zurück (Grafik unten). Allerdings: Manche Special-Interest-Angebote profitierten auf spektakuläre Weise von den Pandemiefolgen. So trug die atemberaubende Volatilität an den Finanzmärkten dazu bei, dass Finanzen.net, Boerse.de und Boerse-online.de die Zahl ihrer Visits gegen Vorjahr mehr als verdoppeln konnten. Viele Jüngere, so berichten denn auch die Banken, haben in letzter Zeit erstmals Wertpapierdepots angelegt.
Das Ranking der meistbesuchten Angebote wird wie im Vormonat von Bild und Spiegel angeführt (Grafik unten). Wetter.com hat Focus online vom dritten Platz verdrängt. Zeit online verbessert sich vom zehnten auf den sechsten Platz. Bemerkenswert: GameStar schafft erstmals den Sprung in die Top Twenty, obwohl der Juni mit zeitweise sommerlichem Wetter ja durchaus Anreiz für Outdoor-Aktivitäten bereithielt. Vielleicht ist das ein Indiz für den Digitalisierungsschub der Coronakrise.
Für die prozentualen Veränderungen gegenüber dem Vormonat (Grafik unten) lassen sich unterschiedliche Erklärungen finden. Da ist erstens die Kalenderunregelmäßigkeit. Der Juni ist eben einen Tag oder gut drei Prozent kürzer als der Mai. Exakt in diesem Rahmen liegt das Minus beim Spiegel. Zweitens sind die üblichen saisonalen Veränderungen zu nennen. So legt Transfermarkt.de regelmäßig stark zu, wenn Fußballer den Verein wechseln dürfen. Und Wetter.com wird häufiger besucht, wenn es die Menschen im Frühjahr ins Freie drängt – zum Leidwesen mancher anderen Apps und Websites. Schließlich dürften drittens indirekte Folgen der Pandemie eine Rolle spielen, beispielsweise für die Zuwächse von Finanzen.net und GameStar.
Gegenüber dem Vorjahr legen die meisten Angebote aus der Spitzengruppe zu (Grafik unten). Von den Börsenseiten platziert sich nur Finanzen.net unter den Top Twenty und ragt mit einem Zuwachs um rund 124 Prozent heraus. Finanzen100 belegt Platz 25 im Ranking und steigert seine Visits gegen Vorjahr um 57 Prozent. Boerse.de und Boerse-online.de liegen auf den Plätzen 51 und 52, ihre Zuwachsraten betragen 155 bzw. 115 Prozent.
In den Top Twenty stößt man auf weitere Corona-Spuren. Das beachtliche Plus von jeweils über 40 Prozent bei Computerbild und Chip hat natürlich mit Home Office und Homeschooling zu tun. Wetter.com und Transfermarkt.de verbuchen andererseits deutlich weniger Besuche als im Vorjahr – ein Hinweis darauf, dass eben doch noch längst nicht alles wieder normal läuft.